Schreibimpulse

Zuversicht in unsicheren Zeiten

Leberblümchen in waldiger Erde
Ein Schreibimpuls über Zuversicht, den "unbesiegbaren Sommer in uns" und das, was uns trägt, wenn die Zeiten schwierig sind (inkl. einiger zusätzlicher Tipps und Anregungen).

Die aktuelle weltpolitische Lage, der Klimawandel, zunehmende Gewalt, Hass im Netz, Kriege und die Angst vor einer drohenden Eskalation: Das alles macht es uns gerade nicht leicht, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken!

Umso wichtiger ist es, dass wir uns gerade jetzt immer und immer wieder bewusst auf das Gute, das Positive ausrichten. Denn ja, auch DAS gibt es – neben all dem anderen: Ein weit größerer Teil der Menschheit lebt friedlich und geht achtsam mit seinen Mitmenschen um. Unzählige Projekte und Initiativen für nachhaltiges, ökologisches Wirtschaften, friedvolles Miteinander oder innovative und umweltschonende Techniken geben Hoffnung und zeigen, dass es auch anders geht. So viele junge und alte Menschen engagieren sich für eine positive Zukunft und ein gutes Leben für alle! All das besteht neben und trotz aller Schwierigkeiten und Problemen auf dieser Welt. Manchmal braucht es nur eine Änderung der Blickrichtung, um diese Dinge wahrzunehmen und unseren Fokus auf das Positive zu lenken, das Gute, das Hoffnung-Gebende. Die folgenden (Schreib-)impulse helfen dabei. (Im PS finden Sie auch einige Anregungen abseits des Schreibens)

Der unbesiegbare Sommer in mir

„Mitten im Winter erfuhr ich endlich,
dass in mir ein unvergänglicher,
unbesiegbarer Sommer ist.“
(Albert Camus)

Diese Zeilen stammen aus dem Essay „Heimkehr nach Tipasa“ (1952, S. 100f), in dem Camus über die Rückkehr in seine Heimat nach vielen Jahren des Exils schreibt. Er erkennt voller Glück, dass er sich „durch die ärgsten Jahre des Wahns hindurch die Erinnerung an diesen Himmel“ bewahrt hat. Wie hoffnungsvoll!

Was löst dieses Zitat in Ihnen aus?
Schreiben Sie in Resonanz auf diese Zeilen frei und unzensuriert Ihre Gedanken und Gefühle nieder.
Wenn Sie mögen, integrieren Sie folgende Fragen und seien Sie dabei so konkret wie möglich:

  • Wo, wann und wie erlebe ich in mir Winter, Dunkelheit und Kälte?
  • Was hilft mir dann, den „unbesiegbaren Sommer“ in mir zu entdecken und nutzbar zu machen?
  • Wie zeigt sich dieser Sommer – auch mitten im Dunklen?
  • Was macht mich „unbesiegbar“, stark, unerschütterlich und zuversichtlich?
Zart gelb blühende Pflanze

Diese inneren Ressourcen und psychischen Widerstandskräfte, auf die wir in schweren Zeiten zurückgreifen können, nennt die Psychologie „Resilienz“. Wir können unsere Resilienz bewusst stärken, fördern und trainieren, z.B. indem wir uns auf die eigenen Stärken fokussieren, auf die Freude, das Gute und Positive, das Licht (im Dunkel).

Glückstagebuch oder Dankbarkeitstagebuch

Eine gute Übung für mehr Resilienz ist das „Glücks- oder Dankbarkeits-Tagebuch“.
Hierfür besorgen Sie sich am besten ein eigenes kleines Heft und notieren täglich vor dem Schlafengehen 1-3 Dinge, die an diesem Tag schön, gut und lichtvoll waren; für die Sie (besonders) dankbar sind. Auch Situationen, in denen Sie Ihre Kraft und Stärke, den „unbesiegbaren Sommer“ gespürt haben, zählen hier dazu.

Das müssen keine großen Sachen sein, denn die kleinen, alltäglichen Glücksmomente, die unscheinbaren Augenblicke, die uns ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, sind mindestens genauso wichtig wie große Ereignisse.

Ich zum Beispiel gerate beim Anblick der alljährlich im Frühling neu erwachenden Natur, der überall sprießenden Blüten und ihrer Vielfalt regelmäßig ins Staunen. Schon ein winziges Leberblümchen, das seine zarte Schönheit im Waldboden verströmt, macht mich zutiefst glücklich.

Der Regentage-Brief

Ob äußere oder innere Kälte, ob Regen oder Schnee… Wir können uns gegen trübe Tage wappnen und uns darauf vorbereiten. Hier eine Übung von Silke Heimes (2011, S. 101*), die zur Aufmunterung in trüben Zeiten beiträgt und dabei hilft, die Schwere vom Herzen zu nehmen und Licht ins Dunkel zu bringen.

So wie wir für schlechtes Wetter Regenschirm und Regenmantel haben, können wir uns für regnerische Gemütslagen ebenfalls etwas bereitlegen, z.B. den „Regentagebrief“: Diesen Brief schreiben Sie an sich selbst und zwar an einem Tag, an dem es Ihnen gut geht und Sie Zugang zu all Ihren Fähigkeiten und Ressourcen haben. Der Brief ist so etwas wie eine „emotionale Versicherung“ für schlechtere Tage.

Er sollte Folgendes enthalten:

  • Eine Liste mit Dingen, die Sie benötigen, um sich wohl zu fühlen.
  • Eine Liste der Menschen, die Ihnen wertvoll sind.
  • Eine Liste der Eigenschaften, die Sie an sich selbst mögen.
  • Eine Liste dessen, was Sie in Zukunft noch erleben möchten.

Diese Aufzählung kann natürlich beliebig erweitert und nach persönlichen Vorlieben abgeändert werden.

Nehmen Sie sich ruhig 20-30 Minuten Zeit, um den Brief zu schreiben. Lesen Sie ihn dann (evt. auch erst am nächsten Tag) nochmals aufmerksam durch und ergänzen Sie, was vielleicht noch fehlt.

Den fertigen Brief bewahren Sie dann am besten an einem Ort auf, wo er leicht zugänglich ist und Sie ihn bei Bedarf schnell finden. Oder Sie befestigen ihn an einem Platz, wo sie ihn regelmäßig sehen (über dem Schreibtisch, am Badezimmer-Spiegel, am Kühlschrank oder neben der Wohnungstür…). So erinnert er Sie täglich an das, was Ihnen wichtig ist und Kraft gibt.

* Silke Heimes (2011): Kreatives und therapeutisches Schreiben. Ein Arbeitsbuch, 3. Auflage, Göttingen (V&R)

Kleine Gesten der Freundlichkeit

Jede:r von uns kann selbst dazu beitragen, Gutes in die Welt zu tragen. Dafür braucht es nicht unbedingt eine große Aktion oder weltpolitisches Engagement. Auch kleine Gesten im eigenen Umfeld können sehr viel Positives bewirken und uns allen Freude und Hoffnung schenken.

Was könnte Ihr Beitrag sein?
Wer in Ihrer Umgebung (Freundeskreis, Arbeit, Nachbarschaft…) braucht gerade Hilfe, Aufmunterung oder ein offenes Ohr? Wen könnten Sie heute oder morgen mit einer kleinen Geste der Freundlichkeit beschenken: ein nettes Wort, eine Grußkarte, ein Kompliment, eine Einladung zum Kaffee oder sonst eine Aufmerksamkeit, von der Sie wissen, dass sie Freude bringen würde?

Schreiben Sie eine Liste mit Ideen, wem und wo Sie in nächster Zeit Gutes tun und damit Lichtblicke setzen können. Und dann wählen Sie einen ersten Punkt aus und setzen ihn um. Und morgen den nächsten und so weiter.

So bringen Sie viele kleine Freuden in die Welt und setzen Samen für mehr Freundlichkeit, Mitgefühl und Zuversicht!

Aufbruch ins Neue

Das Lied des Aufbruchs

Die Stare kehren zurück.
Noch ein Grund, dem Leben jede Tür zu öffnen
und aus dem nächsten Lidschlag
reine Freude aufzulesen.
Nun lass auch du die Schwärme wiederkehren,
die deinen Morgen mit dem Klang des Frühlings füllen:
den ausgeruhten Wagemut,
der eine alte Grenze überwindet,
die Zartheit eines nie gesagten Wortes,
das sich an eine Traurigkeit verschenken will,
die Lust, das Unbekannte zu entdecken,
zwischen den Menschen und am stillen Grund in dir.
Fülle deine Seele mit dem Lied des Aufbruchs
und lerne mit den Vögeln von der Lust zu singen,
für einen Augenblick in dieser Welt zu sein.
Giannina Wedde
(aus: „In winterweißer Stille. Ein Begleiter durch die dunkle Jahreszeit“)

Lesen Sie dieses Gedicht gerne mehrmals und schreiben 5-10 Minuten schnell und intuitiv, was davon Sie anspricht und wohin es Sie im Inneren führt.
Dann verfassen Sie Ihr eigenes Aufbruchsgedicht: Nehmen Sie einzelne Worte oder Zeilen aus dem Gedicht und fügen Sie diese neu zusammen, evt. mit eigenen ergänzt. Oder Sie lassen sich von einer Zeile anregen und führen diese fort. Oder Sie nehmen diese Zeile als Überschrift für einen eigenen Drei- oder Vierzeiler.
Sie können das Gedicht auch ausdrucken und zerschnipseln und auf diese Weise neu zusammensetzen. Tun Sie, was immer Ihnen gut tut und Ihnen hilft, die Aufbruchsstimmung des Frühlings und das Vertrauen in eine positive Zukunft zu spüren.

Stare am abendlichen Himmel

Viel Freude beim Schreiben und Zuversicht-Tanken wünscht Ihnen
von Herzen
Alexandra Peischer

PS: Weil mir dieses Thema so sehr am Herzen liegt, teile ich hier noch ein paar andere Dinge abseits des Schreibens, die mich persönlich stärken. Vielleicht ist auch etwas für Sie dabei. 🙂

  • Immer wieder innehalten, um in mir selbst Halt zu finden, z.B. beim Yoga, durch Meditation und Zeiten der Stille
  • Zeit in der Natur: Spaziergänge, Wanderungen oder einfach auf einem Bankerl im Park oder auf der Picknick-Decke mitten auf der Wiese
  • mutmachende Geschichten hören und lesen, z.B. auf der Seite positives.at
  • inspirierenden Menschen zuhören, z.B. beim „Pioneers of Chance-Summit“ (nachträglich auch noch erhältlich als Kongresspaket)
  • Bücher lesen, die Hoffnung geben, z.B. Nathalie Knapp: „Der unendliche Augenblick„, Vince Ebert: „Lichtblick statt Blackout“ oder Dalai Lama und Desmond Tutu: „Das Buch der Freude
  • Podcasts hören, die auf das Gute im Menschen fokussieren und Optimismus verbreiten, wie z.B. „About us“ von Bettina Ludwig

PPS: Wenn du mit mir (sanftes, meditatives) Yoga machen möchtest, gibt es immer mittwochs von 7.30-8.30 h Gelegenheit dazu – vor Ort im Yoga.Raum Innsbruck oder online via Zoom.

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