Schreibimpulse

Bringen Sie Ihre Botschaften auf den Punkt!

Pfeil nach rechts, der auf einen roten PUnkt zeigt
So formulieren Sie klar und verständlich, ohne Ausschweifungen und unnötige Floskeln

Neulich plagte ich mich wieder einmal mit dem Brief einer öffentlichen Einrichtung: Ich musste ihn 4 (vier!) Mal lesen, um zu verstehen, was die Sachbearbeiterin mir sagen wollte. Und auch nach dieser mehrmaligen Lektüre war mir nicht wirklich klar, ob ich nun etwas tun müsste oder ob es sich bei dem Brief um eine reine Information handelte.

Sie kennen das sicher aus eigener Erfahrung. Oder sprechen Sie vielleicht „Amtisch“?
Geschäftsbriefe sind häufig in „Bürokraten-Stil“ verfasst: umständliche, lange oder passive Sätze, Fachjargon, Floskeln, aufgeblasene und veraltete Wörter…

Schade! Denn solche Schriftstücke kosten die Lesenden unnötig Zeit oder lassen sie ratlos zurück. Letztlich verfehlen sie ihr Ziel oder bezwecken sogar das Gegenteil von dem, was sie wollten, nämlich Missverständnisse, falsche Reaktionen, Rückfragen oder endlosen Schriftverkehr…

Deshalb mein heutiger Appell an Sie:
Was immer Sie schreiben (ob beruflich, wissenschaftlich oder privat), schreiben Sie in klarem Deutsch und bringen Sie Ihre Botschaften auf den Punkt!

Buchstabenwürfel auf einem Löffel

Dazu gibt’s ein paar Regeln: Wenn Sie die folgenden „zehn Gebote“ beherzigen, wird man/frau Sie ganz sicher verstehen – selbst wenn Sie komplizierte Inhalte vermitteln. In gemäßigter Form gelten diese Verständlichkeitskriterien daher auch für wissenschaftliche Texte.

„Jeder intelligente Narr kann Dinge größer und komplexer machen. Es braucht ein Stück Genialität – und jede Menge Mut – sich in die entgegengesetzte Richtung zu bewegen.“

Albert Einstein
1.) Einfacher Satzbau

Schreiben Sie kurze Sätze statt lange und verschachtelte.
Nebensätze dürfen sein – vor allem dann, wenn sie durch eindeutige Bindewörter mit dem Hauptsatz verknüpft sind. So wird der Zusammenhang sofort deutlich: „Deshalb“ oder „obwohl“ macht die Logik dahinter schneller sichtbar als „und“. Auch Doppelpunkte oder Gedankenstriche helfen beim Strukturieren von Sätzen.

2.) Wichtiges nach vorn

Stellen Sie die wichtigsten Inhalte an den Anfang Ihres Textes.
Einleitungen wie „In der vorgenannten Angelegenheit möchten wir Ihnen mitteilen…“ können Sie getrost streichen. Sagen Sie lieber gleich, was zu sagen ist! Sogenannte „Vorreiter“ enthalten keinerlei Informationen und sind meist leicht umzuformulieren:

  • Hinzu kommt, dass… –> Zudem…
  • Es besteht kein Zweifel, dass… –> Zweifellos…

Auch innerhalb eines Satzes sollte das jeweils Wichtige nach vorn. Meist sind das Subjekt und Prädikat, die im besten Fall auch nahe beieinander stehen.

3.) Verben statt Nomina

Wenn vermehrt aus Wörtern, die eigentlich Verben (oder Adjektive) sind, Substantive gemacht werden, spricht man vom „Nominalstil“. Typisches Kennzeichen solcher Wörter sind Endungen auf –heit, -keit, -schaft und -ung. Bleiben Sie lieber bei den Verben:

  • erfährt eine Verstärkung durch –> wird verstärkt von
  • zur Anwendung bringen –> anwenden

Verwenden Sie vorzugsweise dynamische, bildhafte Verben (manchmal werden diese auch „schwitzende Verben“ genannt). Das sind solche, die eine Tätigkeit vor dem inneren Auge der Lesenden entstehen lassen, wo wir also jemanden „schwitzen“ sehen ;-): schreiben, kaufen, malen, etc. Im Gegensatz zu abstrakten Verben, den sogenannten „Papierverben“, wie z.B. erfolgen, bestehen, erweisen,…

4.) Verständliche Wortwahl

Wenn ein Text mit Fremdwörtern oder Fachausdrücken um sich wirft, verstehen ihn nur wenige Eingeweihte: Menschen vom Fach bzw. mit der gleichen Vorbildung. Wer hingegen möchte, dass sein/ihr Text von allen verstanden wird, sollte deutsche Begriffe und einfache Wörter wählen.
Klar, manchmal sind Fachausdrücke notwendig, keine Frage. In diesen Fällen sollten Sie sie zumindest erklären. Dasselbe gilt für schwierige Formulierungen, die sich z.B. aus juristischen Gründen nicht verändern lassen. Dem Satz „Der Widerspruch hat keine aufschiebende Wirkung.“ können Sie z.B. hinzufügen: „Das heißt, dass Sie den geforderten Betrag vorerst fristgerecht bezahlen müssen.“ Alle juristischen Laien werden Ihnen dafür danken.

5.) Kurz und knapp

Dinge auf den Punkt zu bringen heißt immer: Überflüssiges und Belangloses weglassen. Das gilt für Inhalte ebenso wie für Adjektive, Füllwörter, Vorsilben und Floskeln.

  • vorausplanen –> planen
  • Beantwortung –> Antwort
  • eine Vielzahl von –> viele
  • in Anbetracht des –> wegen

Typische Füllwörter sind z.B. eigentlich, auch, praktisch, gewissermaßen, überhaupt, in aller Deutlichkeit, regelrecht.

6.) Konkret statt allgemein

Schreiben Sie so konkret wie möglich: Wenn Sie von einen VW sprechen, schreiben Sie nicht „Auto“; wenn Sie einen neuen Schreibtisch brauchen, bitten Sie nicht um „neue Büromöbel“. Auch Allgemeinplätze wie „Wir
sind jederzeit für Sie da!“ helfen niemandem weiter. Hilfreicher wäre: „Wir beantworten Ihre Fragen gerne von Montag bis Freitag zwischen 9.00 und 17.00.“

7.) Logisch und übersichtlich

Logische Folgerungen erleichtern das Leseverständnis ebenso wie eine lesefreundliche Gliederung: Ein Aspekt nach dem anderen, übersichtlich angeordnet. Neue Gedanken, Aspekte oder Kapitel werden durch Absätze oder Leerzeilen von den vorherigen abgegrenzt. Auch Aufzählungen und tabellarische Darstellungen dienen der Verständlichkeit.

8.) Aktiv statt Passiv

Passiv-Konstruktionen machen einen Text schwerfällig. Sofern Sie wissen, wer etwas getan/gesagt/angeordnet hat, sagen Sie es bitte – klar und deutlich.

  • Ihrem Antrag kann nicht entsprochen werden. –> Der Vorstand kann Ihrem Antrag nicht entsprechen.
9.) Positiv statt negativ

Formulieren Sie lieber die Lösung statt das Problem, den Ist-Zustand statt den „Nicht-Zustand“. (siehe dazu auch den Schreib-Impuls „Die Kraft der positiven Sprache“)
Auch Verneinungen sind schwer zu verstehen: Die „nicht unerhebliche Kälteeinwirkung“ in den nächsten Tagen heißt im Klartext: Es wird sehr kalt!

10.) LeserInnen- und zielorientiert schreiben

Bei jedem Text sollten Sie sich überlegen, für wen Sie ihn schreiben und was Sie damit erreichen wollen. Erst dann können Sie die richtige Wortwahl auf Ihr Lesepublikum abstimmen oder dessen konkreten Nutzen hervorheben.
Falls Sie von den EmpfängerInnen eine bestimmte Reaktion erwarten, beschreiben Sie diese so konkret wie möglich: „Bitte senden Sie mir den Vertrag bis xxx unterschrieben zurück.“

Um das Ganze noch anschaulicher zu machen, hier ein paar weitere Beispiele im Kampf gegen das „Amtsdeutsch“:

So lieber nicht:Besser so:
Es genügt die Vorlage einer amtlich beglaubigten Ablichtung.Es genügt, wenn Sie eine amtlich beglaubigte Kopie vorlegen.
Es entstehen Ihnen bei Inanspruchnahme unserer Hilfe keine Kosten.Egal, welches unserer Angebote Sie nutzen: Unsere Hilfe ist immer kostenlos.
Zur Abklärung der noch offenstehenden Fragen möchte ich Sie bitten, sich zu den obengenannten Sprechzeiten telefonisch mit mir in Verbindung zu setzen.Bitte rufen Sie mich an, damit wir die offenen Fragen klären können. Meine Telefonnummer ist XYZ. Zu diesen Zeiten können Sie mich erreichen: xxx.
Quelle: www.ruhr-uni-bochum.de/idema [01.05.2014]

„Stil ist die Fähigkeit, komplizierte Dinge einfach zu sagen – nicht umgekehrt.”

Jean Cocteau

Mit diesem Motto wünsche ich Ihnen gutes Gelingen beim Finden von verständlichen und klaren
Formulierungen!

Mit schreibfreudigen Grüßen,
Alexandra Peischer / schreib.raum

Quellen:
Doris Märtin: Erfolgreich texten. 4., neu bearb. Auflage. Bramann (Frankfurt) 2010
IDEMA Gesellschaft für verständliche Sprache GmbH, An-Institut der Ruhr-Universität Bochum: https://verstaendliche-sprache.de [Stand: 1.10.24]

Teilen
Facebook
Email
Pinterest