Von der Angst ins Vertrauen
Wir alle haben Angst: Angst vor Spinnen oder Schlangen. Angst vor Krankheit, Tod und Leid. Angst vor Trennung oder Verlust. Angst vor dem Scheitern. Angst, gesehen zu werden, so wie wir wirklich sind…
Manchmal beschützt uns diese Angst vor Gefahren oder davor, ein zu großes Risiko einzugehen. Oft aber sind unsere Ängste das Ergebnis oder eine Erinnerung an frühere Erfahrungen (manchmal lange zurückliegend oder gar transgenerational) und alter Konditionierungen. Dann hindert sie uns einfach daran, voll und ganz zu leben. Sie lähmt uns und macht uns handlungsunfähig.
Wenn wir uns unserer Ängste bewusst sind, können wir besser damit umgehen, ihnen ins Auge sehen, vielleicht sogar mit ihnen „sprechen“. Wir können verhandeln, Kompromisse eingehen, die Angst an die Hand nehmen und mit ihr weitergehen. Wir können bewusst das Vertrauen einladen, um Ängste zu überwinden oder trotz bzw. mit der Angst unseren Weg weiterzugehen.
Wovor habe ich Angst?
Es lohnt sich in jedem Fall, einmal genau hinzuschauen: Wovor habe ich wirklich Angst?
Das können ganz kleine Ängste sein oder auch sehr große. Es ist okay, wenn diese Ängste da sind. Seien Sie ruhig ehrlich mit sich selbst. Erforschen Sie mit Neugier und Wohlwollen, was Sie in sich wahrnehmen.
Schreiben Sie zuerst eine Liste: „Wovor ich Angst habe“. Nehmen Sie sich dafür 5-10 Minuten Zeit (manche Ängste zeigen sich erst nach und nach).
Danach beginnen Sie ein Freewriting (ca. 10 Minuten) mit dem Anfangssatz: „Im Moment ist meine größte Angst…“
Ins Vertrauen gehen
Nun fahren Sie fort mit einem weiteren Freewriting (noch einmal 10 Minuten), beginnend mit dem Satz: „Und dennoch vertraue ich ganz und gar darauf, dass…“
Als Folgeübung können Sie noch einen „Seriensprint“ schreiben (= 5 bis max. 10 Minuten lang jeweils den gleichen Satzbeginn immer neu vollenden):
Ich vertraue auf…
Ich vertraue auf…
Ich vertraue auf…
usw.
Lesen Sie nun das folgende Gedicht:
Vertrauen verleiht Flügel
der fallschirm ist gepackt
für eine weiche landung
egal wohin der wind auch führt
schwer ist nur das lassen
von vor und los
der erste schritt braucht mut
der zweite geht sich schon leichter
und plötzlich öffnet sich
ein neuer weg von ganz allein
so mancher mühegesäumter umweg
zeigt sich als ein unumgänglicher
der sich im nachhinein erst erklärt
(Christine Rainer)
Schreiben Sie assoziativ dazu:
- Was löst das Gedicht in Ihnen aus? Welche Gefühle weckt es, welche Gedanken kommen hoch?
- Wann hat Vertrauen Ihr Leben beflügelt?
- Was ist Ihr Fallschirm? Wer oder was fängt Sie auf?
Und wenn Sie Lust haben, schreiben Sie noch ein eigenes Gedicht zum Thema Vertrauen. Vielleicht wird es ein Elfchen oder ein Haiku, vielleicht ein formloser Vierzeiler.
Mutgeschichte
Eine letzte Anregung (falls Sie immer noch nicht genug haben 😉 :
Schreiben Sie eine Geschichte in der dritten Person, in der eine Figur (vielleicht Sie selbst aus der Perspektive einer Erzählerin?) genau das tut, wovor sie am meisten Angst hat. Dabei dürfen die Worte sprühen vor Kraft, Mut und Vertrauen.
Viel Freude und vor allem eine große Portion Vertrauen und Zuversicht
wünscht Ihnen
Alexandra Peischer